Ein Neuanfang? Vielleicht….

Heute ist eine Mail bei uns hereingekommen: eine Reaktion auf den u.a. NOZ-Artikel!

"Guten Tag,
ich suche Kontakt zu dem in der NOZ vorgestellten Zahnarzt Mohannad. Ich bin in Kontakt zu einer Zahnarztpraxis in XXXXX,
die mein syrischer Freund XXX gern übernehmen würde. 
Sie ist aber zu groß für nur einen Zahnarzt, wir suchen einen Partner..."

NOZ -Artikel  04.04.2016

„Osnabrück.

Er ist einer der Flüchtlinge, die in den vergangenen Monaten nach Osnabrück gekommen sind. Der Syrer Mohannad erzählt von seiner Flucht vor dem Krieg und seinen Plänen für die Zukunft.

 Auf einmal bekommen die Flüchtlingsströme ein Gesicht: Dort, wo eine Grenze nach der anderen für Flüchtlinge verriegelt wurde, ist Mohannad vor wenigen Monaten noch gewesen: Aus seiner syrischen Heimat Aleppo reiste der 35-Jährige zunächst mit dem Bus in den Libanon, dann ging es weiter mit dem Schiff in die Türkei. Und dann mit einem kleinen Boot nach Griechenland. Gemeinsam mit 50 anderen Flüchtlingen sei es in der Nacht übers Meer gegangen. „Man konnte nicht den Finger vor Augen sehen“, sagt Mohannad und: „Die letzte Strecke nach Deutschland war gut. Da bin ich mit dem Flugzeug geflogen.“ 4500 Euro habe ihn die Flucht gekostet.

Ein knappes halbes Jahr ist er nun in Deutschland – und erzählt seine Geschichte fast ohne zu stocken in gut verständlichem Deutsch. Nur manchmal fragt er nach. Einzelne Begriffe sind ihm auf Englisch geläufiger, wie „aunt“ für Tante. Seine Tante lebt in Bremen. Er wohnte ein paar Tage bei ihr, weil er die Situation im Aufnahmelager Bramsche-Hesepe, wo er zunächst untergekommen war, nicht ausgehalten hat. Zudem hat er einen Freund, der in Marburg studiert. Dort blieb er anschließend einige Zeit. Auch sein Freund kommt aus Syrien, er ist bereits 2010 zum Studium nach Deutschland gekommen. Er sei kein Flüchtling. „Das war vor dem Krieg“, sagt Mohannad.

Warten auf die Familie

Er selbst lebt nun in einer kleinen Wohnung in Osnabrück. Mohannad hofft, dass seine Familie bald nachkommen darf. Seine Frau und seine beiden Kinder sind noch in Syrien. „Ich konnte ihnen so eine Flucht nicht zumuten“, sagt er. Jetzt wartet er darauf, dass seine Frau von der deutschen Botschaft im Libanon oder in der Türkei zum Gespräch eingeladen wird, damit man ihr die Einreise nach Deutschland erlaubt. Die deutsche Vertretung in Syriens Hauptstadt Damaskus ist bis auf Weiteres geschlossen. Was in dem Gespräch passiert? Mohannad zuckt die Schultern. „Raffa soll sagen, wer sie ist und dass sie meine Frau ist.“ Er versteht nicht, was das soll – und wartet ab. Sobald seine Frau die Genehmigung hat, besorgt er ihr und seinen Kindern Flugtickets nach Deutschland.

Mohannad selbst hat inzwischen einen blauen Pass bekommen und darf drei Jahre lang in Deutschland bleiben. Vor vier Monaten hat er begonnen, einen Sprachkurs der Heilig-Kreuz-Gemeinde zu besuchen. Inzwischen nimmt er täglich in einer Sprachschule am Unterricht teil. „Ich bin glücklich, dass ich bereits auf der Straße mit Menschen sprechen kann“, sagt er. Das ist wohl etwas untertrieben. Denn zwei Mal in der Woche arbeitet Mohannad als Übersetzer, wenn neue Flüchtlinge in Osnabrück ankommen, die nur Arabisch sprechen.

Beruf: Zahnarzt

So hat er bereits jetzt Aufgaben, bevor er wieder in seinem eigentlichen Beruf arbeiten kann. Mohannad ist Zahnarzt. Um den Beruf auch hier ausüben zu können, muss er erst einen Deutschtest bestehen und dann ein Jahr lang als Assistent bei einem Kollegen arbeiten.

In Aleppo hatte er eine eigene Praxis, war wohlhabend mit einer Wohnung in der Stadt und einem Landhaus. Praxis und Landhaus sind zerstört. „Was meine Kinder lernen, ist Krieg“, sagt Mohannad. Er möchte, dass sie nach Deutschland nachkommen, damit er ihnen hier ein besseres Leben bieten kann. „Es ist schön hier. Die Leute sind sehr nett“, betont der Syrer. Er erzählt von der Freundlichkeit seiner Nachbarn, von den Hilfsangeboten des Exil-Vereins. Und dennoch würde er am liebsten nach Syrien zurückkehren: „Es ist meine Heimat.“ Aber dort herrscht Krieg.“